Damit war in diesen Krisenzeiten eigentlich nicht zu rechnen: Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Freiburg leicht gesunken. Am Ende des Monats waren 15.857 Personen arbeitslos registriert. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,1 Punkte auf jetzt 5,0 Prozent ab. Quartalskündigungen, das Ausbildungsende an vielen Schulen und die allgemeine Zurückhaltung der Unternehmen, vor den Sommerferien noch Personal einzustellen, ließen für den aktuellen Monat steigende Arbeitslosenzahlen erwarten. Dass trotz dieser Faktoren und der schwierigen Wirtschaftslage per Saldo ein Rückgang der Arbeitslosigkeit um 130 Personen zu Buche steht, ist noch kein Anlass, auf dem Arbeitsmarkt Entwarnung zu geben.
„Die Zahlen machen Mut, eine konjunkturelle Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt sehe ich aber noch nicht”, sagt die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agenturen für Arbeit Freiburg und Offenburg, Bärbel Höltzen-Schoh. Profitiert hätten vor allem Arbeitslose, die von den Trägern der Grundsicherung (Arbeitslosengeld II) betreut werden. Während dort die Arbeitslosigkeit um 2,6 Prozent sank, stieg sie bei den versicherten Arbeitnehmer (Rechtskreis SGB III) weiter um 1,6 Prozent an. Ein Teil des Rückgangs ist damit auf eine höhere Aktivierung der von den Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) betreuten Arbeitslosen und damit auf einen stärkeren Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente zurückzuführen. Zudem wäre ohne die Kurzarbeit die Arbeitslosigkeit auch im aktuellen Monat deutlich höher ausgefallen. Zwar gehen die Anzeigen über Kurzarbeit seit April Monat für Monat zurück, dennoch sei auch im Juli Beschäftigung im nicht unerheblichen Umfange darüber gesichert worden. Seit Jahresbeginn registrierte die Agentur für Arbeit Freiburg 760 Anzeigen für insgesamt 15.716 Personen. „Selbst wenn sich die Auftragslage in den Unternehmen aufhellen sollte, dürfte das im laufenden Jahr kaum noch Einfluss auf den Arbeitsmarkt haben”, sagt Höltzen-Schoh.
Bewegung am Arbeitsmarkt
Im vergangenen Monat meldeten sich bei hoher Dynamik 4.319 Personen neu arbeitslos. Ihnen standen 4.490 Abgänge gegenüber. Entlastet wurde der Arbeitsmarkt vor allem durch Arbeitnehmer in den Außenberufen, aus dem Baugewerbe, dem Handwerk, der Lager- und Transportwirtschaft und der Gastronomie. Zugenommen haben Arbeitslose vor allem aus Bereichen, deren Arbeitsverhältnisse häufig zum Quartalsende aufgelöst werden. Dazu zählen vor allem Bürofachkräfte und Arbeitnehmer aus dem Groß- und Einzelhandel. Dagegen gab es in den von der Wirtschaftskrise besonders betroffen Bereichen der Export- und Automobilwirtschaft kaum Beschäftigungsverluste.
Struktur der Arbeitslosen
Durch das Ausbildungsende an vielen Schulen ist die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen allein im Juli um 14,1 Prozent auf 1.351 angestiegen. Dennoch ist ihre Zahl im Bezirk der Agentur für Arbeit Freiburg vergleichsweise gering. So beträgt die Arbeitslosenquote bei den Jugendlichen 3,4 Prozent gegenüber 5 Prozent im Landesdurchschnitt. Und während der Anteil der Jugendlichen an allen Arbeitslosen in der Region 8,5 Prozent ausmacht, liegt er landesweit bei 11,8 Prozent. Im Vorjahresvergleich verzeichnen die Jugendlichen, wie nahezu allen anderen Zielgruppen auch, einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Eine Ausnahme bilden lediglich die Langzeitarbeitslosen. Ihre Zahl verringerte sich binnen eines Jahres um 13 Prozent.
Arbeitskräftenachfrage
Die Arbeitskräftenachfrage hat deutlich angezogen. Der Arbeitgeber-Service meldet für den Berichtsmonat 1.181 ungeförderte offene Stellen. Das sind 310 oder 35,6 Prozent mehr als noch im Juni. Besonders kräftig legte die Nachfrage in der Zeitarbeitbranche zu. Sie meldete im Juli 348 Stellen zur Besetzung. Das entspricht gegenüber dem Vormonat einem Anstieg um satte 63,5 Prozent. Den größten Bedarf meldeten die unternehmensnahen Dienstleistungen, das Gesundheits- und Sozialwesen, die öffentliche Verwaltung, das verarbeitende Gewerbe und die Gastronomie. Ende Juli lagen der Agentur für Arbeit Freiburg 4.258 Aufträge zur Stellenbesetzung vor.