Grundsätzlich sind Liegenschaften in Freiburg sehr wertstabil, sagen hiesige Kenner des Marktes, etwa der Gottenheimer Jurist und Immobiliensachverständige Oliver Thoms, Betongold sozusagen. Freiburger Makler stimmen zu. Doch sie räumen ein, dass es auch hier – „in einer der beliebtesten Großstädte Deutschlands”, – wie sie gern hervorheben – Wellenbewegungen bei den Preisen gibt. Ein Einbruch des Marktes wie in anderen Gegenden Europas sei aber so gut wie unmöglich. „Wir haben keine Immo-Blase”, sagt Makler Ingolf Oetjens aus dem Stadtteil Rieselfeld.
Vergangenes Jahr ging es allerdings, so gesehen, eher ins Wellental. Laut dem jüngsten Grundstücksmarktbericht wurden noch nie in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Freiburg so wenig neue Eigentumswohnungen verkauft wie 2008. Die Preise insgesamt haben laut dem Bericht ebenfalls leicht nachgegeben (die BZ berichtete). Was die Statistik fürs wirkliche Leben bedeutet, erfuhr ein Freiburger Wohnungsbesitzer, der lieber anonym bleiben will. 1998 hatte er im Freiburger Norden in einer guten Lage, wie er damals glaubte, eine neue, 70 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung als Kapitalanlage erstanden – für umgerechnet 160 000 Euro. Anfang vergangenen Jahres wollte er sie, nachdem die Mieter ausgezogen waren, wieder veräußern. „Ich hätte natürlich gerne wieder mindestens den Preis, den ich damals bezahlt habe, herausbekommen”, so der Wohnungsbesitzer. Allerdings wollte ein ganzes Jahr lang niemand das Appartement für diese Summe erwerben. Nach monatelangem Leerstand ist die Wohnung nun wieder vermietet – ohne Eigentümerwechsel.
Überhöhte Preise können später für Enttäuschung sorgen
„Das sind ganz normale Wellen auf dem Immobilienmarkt. Die gibt es auch in Freiburg”, sagt dazu Immobilienkaufmann Axel Berger vom Maklerbüro Regioimmobilien. Eventuell habe der nun enttäuschte Anleger die Wohnung damals überteuert gekauft. Auch in Freiburg müsse man beim Wohnungskauf außer auf die Lage auch genau auf den Preis achten. Berger: „Ein Beispiel für hohe Einstandspreise waren auch die Wohnungen im Kepler-Park an der Habsburgerstraße. Wenn die Eigentümer dort jetzt verkaufen wollten, könnten auch sie Probleme haben, den einstigen Kaufpreis wieder zu erzielen.” Makler Oetjens bestätigt: „Ende der 90er Jahre war eine Boom-Phase in Freiburg. Seither hat das etwas nachgelassen.” Beide betonen aber auch, dass der Immobilienmarkt grundsätzlich völlig gesund sei. „Wir verkaufen laufend Wohnungen”, versichert etwa Axel Berger.
Zuversichtlich äußert sich auch Oliver Thoms: „In Freiburg sind seit dem letzen Quartal 2008 bis heute Gelder in großem Umfang aus dem Geldmarkt in den Sachwert Wohnimmobilie umgeschichtet worden. Die Menschen fürchten nämlich einen möglichen Anstieg der Inflation und sehen zugleich die derzeit sehr niedrigen Guthabenzinsen bei den Banken sowie die erstklassige Qualität des Wohnimmobilienstandortes.”
Allerdings haben die Makler – die „Gelben Seiten” listen allein für Freiburg knapp 130 Vertreter des Berufsstandes auf – wohl auch ein gewisses Eigeninteresse daran, Optimismus zu verbreiten. Denn ihre anteiligen Provisionen fallen umso höher aus, je teurer Immobilien gehandelt werden.